Mittwoch, 20. Juni 2012

Was Canonical falsch macht - 5 Kritikpunkte

Das System Ubuntu gehört permanent zu den aktuellsten Betriebssystemen für Desktop-PC's, Notebooks und Laptops. Mehr als 20 Mio User weltweit soll es, so die offiziellen Angaben der herausgebenen Firma Canonical, haben. Doch es könnten durchaus mehr sein und Ubuntu längst woanders stehen. Kritikpunkte und Anregungen für Canonical - zusammengetragen von Usern für User - in diesem Artikel.

Ubuntu könnte schon viel weiter sein, wenn ...

Die Arbeit an Ubuntu ist schier unglaublich. Garantierte neue Versionen im Abstand von 6 Monaten, Support bei Langzeit-Unterstützungssversionen auf 5 Jahre für alle relevanten Updates, Kompatibilität zu fast allen Systemen und fast jeder Hardware. Und das alles noch ganz und gar kostenlos.
Ein ziemlich populärer, doch leider schon verstorbener Mann hätte jetzt gesagt: "Amazing!"

Andere OS-Produzenten hingegen leisten sich einen Stab von über tausend Entwicklern, riesige Büros und lassen sich das Betriebssystem von Kunden und die Erstellung von Treibern und kompatibler Software teuer bezahlen.
Diese Arbeit von Canonical kann nicht genug gewürdigt werden. Doch es gibt auch eine Reihe von Kritikpunkten, die auch einmal angesprochen werden sollten. Punkte, an denen die Entwicklung in die falschen Bahnen läuft, zu langsam geht oder gar das ganze System im Bereich Marketing und Entwicklung förmlich ausbremst.

1. Die offizielle Homepage
Diese ist unter http://ubuntu.com erreichbar. Gut gemacht, ansprechend, mit vielen Informationen, Anleitungen und natürlich auch den Download-Links. Doch ein großes Manko gibt es. Und das ist die Sprache. Sie ist in englischer Sprache aufgebaut und es gibt derzeitig keine Möglichkeit das zu ändern. Die Software lässt sich bekanntlich bei der Installation in Landessprache einstellen und funktioniert auch in knapp 100 Sprachen sehr gut, doch Interessenten an dem Betriebssystem müssen sich auf der offiziellen Seite zurechtfinden und englisch ist nicht jedermanns Sache. Viele User haben hier Defizite und springen schon dadurch wieder ab. Ebenso die Anleitung für die Boot-Medien-Installation. Für Anfänger und nicht sprachkundige Interessenten einfach zu kompliziert. Es gab eine Vielzahl von Anfragen von verschiedenen Studios an Canonical, dies mal zu ändern. Schon allein aus Suchmaschinenoptimierersicht wäre Canonical mit einer 4sprachigen Präsentation garantiert viel weiter.

2. Verknüpfung mit mobilen Geräten
Große Unternehmen haben in vielen Fällen kein Interesse daran, Linux mit Treibern zu unterstützen. Es scheint ihnen zu klein und der Aufwand nicht gerechtfertigt. Die Gemeinschaft versucht, die Treiber selbst zu erstellen und bestmögliche Verbindungsmöglichkeiten zu schaffen, doch wer schon einmal versucht hat, einen nagelneuen Drucker anzuschließen, wird unter Umständen schon seine Probleme gehabt haben. Smartphones, Tablets und Scanner sind auch heute noch nicht alle fehlerfrei und via Plug'nPlay an das System zu bekommen. Ebenso reagieren manche Computer allergisch auf Ubuntu und andere Linux-Distros in den Bereichen WLan-Karte, internes Bluetooth oder gar die Lüftersteuerung für den Prozessor. Hier muss Canonical sich selbst an die Hand nehmen und entsprechend selbst dafür Sorge tragen, dass solche Probleme für Anwender ausgeschlossen werden können.

3. Verknüpfung mit den beliebtesten Applikationen
Ein leidiges Problem für viele Anwender. Ubuntu-Laptop und IPhone wäre so ein Beispiel. Oder Blackberry. Die offiziellen Desktop-Software-Applikationen sind nicht zum laufen zu bringen. Itunes funktioniert nicht und von anderer Software ganz zu schweigen. Unter Wine klappt das ab und zu dann doch noch, doch ideal ist das nicht. Windowsprogramme laufen schwer bis gar nicht und unter Apple um ein vielfaches besser in der virtuellen Maschine unter Lion. Der ständige Patentierungswahn an Software und einzelnen Funktionen in dieser macht es schwierig, hier Multi-Adapt-Systeme zu entwickeln, die alles tadellos so machen, wie sich der Anwender es wünscht. Ebenso geht es beliebten Web-Applikationen, die unter Ubuntu nicht als App verfügbar sind.

4. Vertrieb I
Ein schwieriges Feld, auch für Canonical. Fast alle Entwickler sind in irgendeiner Form an den Redmonder Software-Hersteller gebunden. Hier jemanden zu finden, der eine Produktlinie auch mit Ubuntu für einen deutlich geringeren Preis anbietet ist schwer. Und wenn nicht die Produzenten gebunden sind, sind es Zulieferer, welche den Hahn bei Bekanntwerden solcher Aktionen zudrehen könnten. Nur wenige Hersteller sind groß und frei genug, hier eigene Entscheidungen treffen zu können. Doch mit diversen HP-, ASUS- oder ACER-Produkten mit vorinstalliertem Ubuntu in den Supermärkten oder auf Onlineplattformen wäre Ubuntu auch einen großen Schritt weiter. Es ist in Arbeit und einige Hersteller wie Dell und andere haben schon auf verschiedenen Märkten gezeigt, dass es geht. Zuletzt war es Asus, die das 1215p-Laptop mit Ubuntu im Worten-Onlinestore in Portugal präsentierten. Freie Produzenten sind oft schlichtweg zu kostenintensiv. Kaum jemand will 600 Euro für einen Lemur76-Laptop ausgeben, nur weil der Ubuntu hat. Sorry. Too much. Ubuntu serienmäßig schon von der Herstellerseite auf die Geräte zu bringen ist eine Riesenaufgabe, die derzeitig angepackt wird.

5. Vertrieb II & mobile Geräte
Wenn schon nicht schon ab Werk auf dem System, dann bestünde ja immer noch die Möglichkeit, Geräte ohne Betriebssystem zu kaufen und das System beizulegen. Preiswerte Laptops, ganz ohne Betriebssystem, gibt es beispielsweise beim Onlineversender one.de. Hier kann man gut ausgestattete Laptops und Notebooks für knapp 250 Euro kaufen. Dort bei jedem Gerät eine offizielle Ubuntu-CD dazulegen wäre ein wichtiger Schritt zur weiteren Marktpublikation. Andere Vertriebskanäle machen es ebenso. Beispielsweise tx-team.de. Hier gibt es Mini-PC-Systeme, die wahlweise auch mit Ubuntu erworben werden können.
Canonical liegt allerdings auch ein Store-Concept vor, welches sich an das Vertriebskonzept von Apple orientiert und vom Anbieter explizit mit Geräten mit dem aktuellen Ubuntu betrieben werden sollte. Doch von Canonical kam dazu weder ein Feedback noch irgendeine Unterstützung. Mit einem solchem Store-System könnte, auch als Systemvertrieb schnell in jeder Stadt eine Kette mit Ubuntu-Produkten entstehen. Hersteller, siehe oben, gäbe es dann mit Sicherheit auch, die dann die Masse produzieren könnten.
Die Arbeit an mobilen Geräten frisst Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen. Ein Ubuntu-Tablet? Wer braucht das. Der Boom ist raus und wenn es da ist, braucht das keiner mehr. Zudem haben Apple und Google den Markt ausreichend abgedeckt. Gleiches gilt für das Ubuntu-Phone. Auch hier ist eine Markteinführung in der Pipeline und die Entwicklung in vollem Gange, doch einen richtigen Markt wird es dafür nicht geben.

Dies sind nur einige Punkte, die klar offensichtlich sind und Anwender oft verschrecken oder wenigstens dafür sorgen, dass Ubuntu nicht das Hauptsystem auf dem Rechner ist und im DualBoot gestartet wird oder noch andere Geräte für spezielle Sachen in der Hinterhand sind.

Das System gehört, trotz einiger Mängel, zu den besten Systemen weltweit. Wer die Consumer-Preview von Windows8 mal ausprobiert hat, weiß wovon wir reden. Es ist flexibel einzurichten und bietet für Anwender

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//R.A,